Was Andreas Gassen gerade fordert, betrifft jeden Kassenpatienten in Deutschland

Andreas Gassen und seine Reformvorschläge: Warum der KBV-Chef die Gesundheitspolitik aufmischt

Der Name Andreas Gassen dominiert heute die Schlagzeilen und Google-Suchanfragen in Deutschland. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat mit radikalen Vorschlägen zur Reform des Gesundheitssystems eine hitzige Debatte entfacht. Während die gesetzlichen Krankenkassen vor einem finanziellen Kollaps stehen und Gesundheitsministerin Nina Warken nach Lösungen sucht, prescht der Orthopäde und Unfallchirurg mit brisanten Ideen vor: eine neue Praxisgebühr, das Ende der Homöopathie auf Kassenkosten und eine Zuckersteuer nach skandinavischem Vorbild.

Für viele Deutsche ist der KBV-Vorsitzende kein Unbekannter. Seit Jahren steht er an der Spitze der mächtigsten Interessenvertretung niedergelassener Ärzte und repräsentiert über 150.000 Vertragsärzte und Psychotherapeuten im Land. Während der Corona-Pandemie machte er sich einen Namen als scharfer Kritiker überbordender Bürokratie in den Arztpraxen. Nun, da die Bundesregierung über ein milliardenschweres Sparpaket für die Krankenkassen verhandelt, meldet sich Gassen erneut zu Wort und scheut sich nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Seine Forderungen sind radikal genug, um Deutschland zu spalten.

Praxisgebühr-Comeback: Gassens umstrittener Vorschlag zur Gesundheitsfinanzierung

Am meisten Aufsehen erregt derzeit Gassens Vorstoß zur Wiedereinführung einer Praxisgebühr. Wer sich an die Jahre zwischen 2004 und 2013 erinnert, kennt das Szenario: Zehn Euro pro Quartal beim ersten Arztbesuch, eine Maßnahme, die damals höchst unpopulär war und schließlich wieder abgeschafft wurde. Nun könnte sie in modifizierter Form zurückkehren, allerdings nicht als klassische Zuzahlung an der Rezeption, sondern als direkter Abzug durch die Krankenkassen.

Gassens Argument: Eine solche Gebühr würde nicht nur dringend benötigte zusätzliche Einnahmen generieren, sondern auch das Kostenbewusstsein der Versicherten schärfen. Kritiker sehen darin allerdings eine versteckte Krankenversicherungserhöhung und befürchten, dass sozial schwächere Patienten medizinisch notwendige Behandlungen aufschieben könnten. Die Debatte ist entflammt, und der Name des KBV-Vorsitzenden steht mittendrin. Das Timing ist bewusst gewählt, denn das Sparpaket von Ministerin Warken steht kurz vor der Entscheidung im Vermittlungsausschuss.

Homöopathie streichen: KBV-Chef fordert evidenzbasierte Medizin

Noch polarisierender ist ein weiterer Vorschlag des Ärztepräsidenten: die Streichung homöopathischer Behandlungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Gassen argumentiert hier klar mit der evidenzbasierten Medizin. Der wissenschaftliche Nachweis eines Nutzens über den Placebo-Effekt hinaus fehle bei homöopathischen Mitteln weitgehend. Warum sollten die Kassen also Leistungen finanzieren, deren Wirksamkeit nicht belegt ist?

Für die einen ist das längst überfällige Vernunft, für die anderen ein Frontalangriff auf eine Behandlungsmethode, der Millionen Deutsche vertrauen. Die Homöopathie-Debatte tobt in Deutschland seit Jahren mit religiösem Eifer auf beiden Seiten. Dass der KBV-Vorsitzende sie mitten in die Spardiskussion wirft, sorgt für zusätzliche Brisanz und erklärt, warum sein Name heute massenhaft gesucht wird.

Zuckersteuer und digitale Gesundheitsanwendungen im Fokus der Sparmaßnahmen

Doch damit nicht genug: Gassen bringt auch eine Zuckersteuer nach skandinavischem Vorbild ins Spiel. Länder wie Norwegen und Finnland haben vorgemacht, wie man über die Besteuerung ungesunder Lebensmittel sowohl Staatseinnahmen erhöht als auch die Volksgesundheit verbessert. Eine solche Abgabe würde besonders zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel treffen, ein Schritt, den Gesundheitsexperten seit Jahren fordern, der aber an der Lobby der Lebensmittelindustrie regelmäßig scheitert.

Gleichzeitig fordert der Ärztefunktionär, die Förderung bestimmter Gesundheits-Apps mit unklarem Nutzen zurückzufahren. Seit der Digitalisierungsoffensive im Gesundheitswesen können Ärzte digitale Gesundheitsanwendungen verschreiben, die von den Kassen bezahlt werden. Gassen sieht hier erhebliches Einsparpotenzial bei zweifelhaften Angeboten, deren medizinischer Nutzen nicht eindeutig belegt ist.

Ambulante Behandlungen statt Krankenhaus: Kosteneinsparung im Gesundheitssystem

Ein weiterer zentraler Punkt in Gassens Reformkatalog: die Verlagerung von Behandlungen aus dem Krankenhaus in den ambulanten Bereich. Viele Eingriffe, die heute noch stationär durchgeführt werden, könnten kostengünstiger in Praxen oder Tageskliniken erfolgen. Das würde nicht nur Geld sparen, sondern auch die überlasteten Krankenhäuser entlasten. Für die niedergelassenen Ärzte, die Gassen vertritt, wäre das natürlich auch ein Gewinn, ein Interessenkonflikt, den Kritiker nicht unerwähnt lassen.

Andreas Gassen als Reformer: Seine Rolle in der aktuellen Gesundheitsdebatte

Andreas Gassen ist kein Freund leiser Töne. Der wirtschaftsliberal orientierte Mediziner hat sich als KBV-Vorsitzender den Ruf erarbeitet, die Interessen der niedergelassenen Ärzte kompromisslos zu vertreten. Manche sehen in ihm einen wichtigen Mahner und Reformer, andere einen Lobbyisten, der primär die Interessen seiner Klientel im Blick hat. Fakt ist: Wenn Gassen spricht, horcht die Gesundheitspolitik auf, und heute eben auch Tausende Menschen, die wissen wollen, wer dieser Mann ist und was er da eigentlich fordert.

Die gesetzlichen Krankenkassen stehen unter enormem finanziellen Druck. Steigende Kosten, eine alternde Bevölkerung und teure medizinische Innovationen treffen auf stagnierende Einnahmen. In dieser heißen Phase wirft Gassen seine Vorschläge bewusst in die Debatte. Als Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat er die Plattform und die Autorität dazu. Seine Forderungen sind radikal genug, um Schlagzeilen zu machen, aber nicht so abwegig, dass sie sofort vom Tisch gewischt werden. Die kommenden Tage werden zeigen, welche seiner Vorschläge politisch mehrheitsfähig sind und welche im Sturm der öffentlichen Empörung untergehen. Eines aber ist sicher: Der KBV-Vorsitzende hat es geschafft, das Gesundheitssystem zum Gesprächsthema zu machen.

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Homöopathie von Kassen streichen
Zuckersteuer nach Skandinavien-Vorbild
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