Wer einen Mac besitzt, kommt an Time Machine kaum vorbei – Apples eingebaute Backup-Lösung ist einfach zu bedienen und funktioniert im Idealfall vollautomatisch im Hintergrund. Doch genau hier lauert eine Falle, in die erstaunlich viele Nutzer tappen: Sie wählen eine externe Festplatte, die schlichtweg zu klein für ihre Bedürfnisse ist. Das Resultat? Nervige „Disk voll“-Meldungen, unterbrochene Backups und im schlimmsten Fall ein falsches Sicherheitsgefühl, weil die Datensicherung nur bruchstückhaft funktioniert.
Warum zu kleine Festplatten zum Problem werden
Time Machine arbeitet nach einem cleveren Prinzip: Es erstellt zunächst ein vollständiges Backup eures Macs und speichert danach nur noch die Änderungen. Dabei behält das System mehrere Versionen eurer Dateien – Time Machine speichert stündliche Backups der letzten 24 Stunden, tägliche der letzten Woche und wöchentliche, bis der Speicherplatz ausgeschöpft ist. Erst dann löscht Time Machine die ältesten Backups automatisch.
Hier liegt das Kernproblem: Wenn die externe Festplatte zu knapp bemessen ist, gerät dieser Mechanismus ins Stocken. Time Machine braucht nicht nur Platz für das aktuelle Backup, sondern auch für die Versionierung. Eine 500-GB-Festplatte für einen Mac mit 400 GB belegtem Speicher mag auf den ersten Blick ausreichend erscheinen – ist sie aber nicht.
Die versteckten Speicherfresser
Viele unterschätzen, wie schnell sich Daten ansammeln. Während ihr arbeitet, fotografiert und Videos bearbeitet, wachsen eure Dateien kontinuierlich. Time Machine muss all diese Änderungen nachverfolgen. Ein einzelnes Video-Projekt kann dabei mehrere Gigabyte an Änderungen produzieren, die alle gesichert werden müssen.
Besonders tückisch: Wenn ihr große Dateien mehrfach bearbeitet, speichert Time Machine jede Version separat. Ein 5-GB-Video-File, das ihr dreimal exportiert und optimiert habt? Potenziell 15 GB auf eurer Backup-Platte. Fotobibliotheken, die ständig wachsen, oder eine umfangreiche Musiksammlung tragen zusätzlich dazu bei, dass der verfügbare Platz schneller schrumpft als gedacht.
Warnsignale richtig deuten
Die „Disk voll“-Warnung ist das offensichtlichste Symptom, aber nicht das einzige. Achtet auch auf diese Anzeichen:
- Time Machine meldet regelmäßig, dass älteste Backups gelöscht werden müssen
- Das Backup bricht häufig mittendrin ab
- Ihr könnt nur noch wenige Tage oder Wochen zurück in der Zeit navigieren
- Die Backup-Platte ist dauerhaft zu 95% oder mehr gefüllt
- Time Machine benötigt ungewöhnlich lange für jeden Backup-Durchlauf
Die Faustregel für die richtige Festplattengröße
Apple empfiehlt offiziell, dass eure Time Machine-Festplatte mindestens doppelt so groß sein sollte wie der tatsächlich belegte Speicher auf eurem Mac. Bei einem MacBook mit 512 GB, von denen 300 GB belegt sind, wären das mindestens 600 GB für die Backup-Platte. Diese Zwei-zu-Eins-Regel ist als Mindestanforderung zu verstehen.
In der Praxis zeigt sich allerdings, dass das Drei- bis Vierfache des belegten Speichers deutlich praktikabler ist. Mit dieser großzügigeren Bemessung könnt ihr mehrere Monate an Backup-Versionen aufbewahren und habt einen komfortablen Puffer für Datenwachstum. Eine 1-TB- oder 2-TB-Festplatte kostet heute nicht mehr die Welt und erspart euch langfristig viel Ärger. Speicherplatz ist mittlerweile relativ günstig, sodass es sich lohnt, hier nicht zu knausern.
Was tun, wenn die Festplatte bereits zu klein ist?
Falls ihr bereits in der Falle sitzt, gibt es mehrere Lösungsansätze. Der naheliegendste: Eine größere Festplatte anschaffen. Time Machine macht es euch leicht, auf ein neues Laufwerk umzuziehen. Schließt einfach die neue Platte an, wählt sie in den Time Machine-Einstellungen aus und startet ein frisches Backup.

Die alte Festplatte könnt ihr als Archiv aufbewahren oder nach erfolgreicher Übernahme des Backups formatieren und anderweitig nutzen. Beachtet aber: Beim Wechsel auf eine neue Backup-Platte beginnt Time Machine von vorn – das erste Backup ist also wieder ein vollständiges und dauert entsprechend lange.
Bestimmte Ordner vom Backup ausschließen
Eine Alternative, wenn eine neue Festplatte momentan nicht infrage kommt: Schließt bestimmte Ordner vom Backup aus. Geht dazu in die Systemeinstellungen, klickt auf Time Machine und dann auf „Optionen“. Hier könnt ihr Verzeichnisse hinzufügen, die nicht gesichert werden sollen.
Klassische Kandidaten sind der Download-Ordner mit meist verzichtbaren temporären Dateien, Cache-Verzeichnisse von Anwendungen, virtuelle Maschinen, die ihr separat sichern solltet, oder große Medienbibliotheken, die ihr bereits anderweitig sichert. Aber Vorsicht: Übertreibt es nicht mit den Ausschlüssen. Jede Datei, die ihr vom Backup ausschließt, ist im Notfall unwiederbringlich verloren, falls eure Haupt-Festplatte den Geist aufgibt.
Zwei Backup-Festplatten als clevere Lösung
Ein Profi-Tipp, den zu wenige nutzen: Time Machine unterstützt mehrere Backup-Ziele gleichzeitig. Ihr könnt zwei externe Festplatten als Backup-Laufwerke einrichten. Time Machine wechselt dann automatisch zwischen beiden und erstellt auf jeder ein vollständiges Backup. Um ein weiteres Medium hinzuzufügen, öffnet ihr die Time Machine-Einstellungen und klickt auf die Plustaste unter der Volume-Liste.
Diese Methode bietet doppelte Sicherheit: Falls eine Festplatte ausfällt, habt ihr noch die zweite. Außerdem könnt ihr eine der Platten an einem anderen Ort aufbewahren – etwa im Büro oder bei Verwandten – als Schutz vor Diebstahl oder Wohnungsbrand.
SSD versus HDD für Time Machine
Eine Frage, die häufig aufkommt: Sollte die Backup-Platte eine SSD oder eine klassische HDD sein? Für Time Machine sind mechanische Festplatten völlig ausreichend. Sie bieten deutlich mehr Speicherplatz fürs Geld und die langsamere Geschwindigkeit fällt beim Backup kaum ins Gewicht, da der Prozess ohnehin im Hintergrund läuft. Desktop-Festplatten mit 3,5-Zoll-Laufwerken bieten besonders viel Kapazität und arbeiten zuverlässig.
SSDs lohnen sich hingegen, wenn ihr viel unterwegs seid und die Platte häufig transportiert – sie sind robuster gegen Stöße und Erschütterungen. Dank ihrer kompakten Bauweise passen sie problemlos in jede Tasche oder jeden Rucksack. Für den stationären Einsatz am Schreibtisch ist eine HDD jedoch die wirtschaftlichere Wahl.
Regelmäßige Kontrolle spart Nerven
Macht es euch zur Gewohnheit, alle paar Wochen einen Blick in die Time Machine-Einstellungen zu werfen. Prüft, wann das letzte erfolgreiche Backup durchgelaufen ist und wie viel Speicherplatz noch verfügbar ist. Diese zwei Minuten können euch im Ernstfall Tage oder Wochen an Arbeit retten.
Wenn ihr feststellt, dass der verfügbare Platz kontinuierlich schrumpft und ihr regelmäßig unter 10% freien Speicher rutscht, ist das ein klares Signal: Zeit für ein Upgrade. Wartet nicht, bis die Festplatte komplett voll ist und Time Machine seinen Dienst ganz einstellt. Die Investition in ausreichend Backup-Speicher zahlt sich immer aus – spätestens dann, wenn ihr zum ersten Mal auf eure gesicherten Daten angewiesen seid. Eine zu kleine Festplatte mag kurzfristig Geld sparen, langfristig riskiert ihr damit aber eure wertvollsten digitalen Besitztümer.
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